Die Zeit des Biedermeier: Vernünftig und geordnet
Du magst es ruhig und geordnet? Du achtest darauf, dass du innerlich ausgeglichen bist? Deine Familie und Traditionen sind dir wichtig? Dann wäre die Zeit des deutschen Biedermeier die richtige Epoche für dich gewesen. Die literarische Zeitspanne und ihre typischen Merkmale dieser Literaturepoche stellen wir dir hier vor.

“Der Sonntagsspaziergang” von Carl Spitzweg
Biedermeier: Das Kind der Klassik
Die Zeitspanne Biedermeier wird zwischen 1814/1815 und 1848 eingeordnet. Die Epoche fand zeitgleich zu den Literaturepochen späte Romantik, Vormärz und Junges Deutschland statt.
Ursprung des Begriffes Biedermeier
Lange Zeit wurde der Begriff Biedermeier negativ wertend für den Lebensstil genutzt. Die Bezeichnung stammt aus der spöttischen Gedichtesammlung Gedichte des schwäbischen Schulmeisters Gottlieb Biedermaier. Gemeint ist damit sowohl die Kultur, die Kunst, die Mode, Musik als auch die Innenarchitektur, die zu dieser Zeit entstand und als konservativ eingestuft wurde.
Klassisch und romantisch
Die Epoche Biedermeier knüpft an die Epochen Klassik und Romantik an. Aus der Klassik übernimmt die Biedermeier-Epoche die Werte der Humanität und der Harmonie. Die Romantik beeinflusst die literarische Periode mit ihrer Idee des Schönen, der Verbindung von Natur und Geist. Den romantischen Subjektivismus lehnte man hingegen ab.

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Konservativ und still
Vertreter des Biedermeier repräsentierten konservative Werte, enthielten sich jedoch einer politischen Meinung. Sie entzogen sich dem aktuellen Zeitgeschehen oder konzentrierten sich auf die Restauration, die der Wiener Kongress 1814/15 ausgelöst hatte.
Ordnung und Vernunft
Die Einstellung zum Leben war schwermütig, resigniert und still. Man verlor sich in der Weite von Landschaften und idealisierte die eigenen Werte. Allem, das den ruhigen Lebensstil bedrohte, begegnete man mit Vernunft und Ordnung. Leidenschaft wurde gezähmt.
Das Maß aller Dinge
Im Fokus des Biedermeier stand das Private und die Tradition. Das Individuum erhob sich nicht, sondern übte sich in Bescheidenheit und Genügsamkeit, zwei wichtige Werte der Biedermeier-Zeit. Man konzentrierte sich auf die Bildung der inneren Harmonie, die bereits die Klassik vermittelte. Im Fokus stand die Mäßigung.
Merkmale der Literatur der Biedermeier-Zeit
Die Werte des Biedermeier beeinflussten die Literatur in Deutschland. Die Autoren schrieben in schlichter, verständlicher Sprache. Details und Bildlichkeit wurden hoch geschätzt.
Man behandelte Themen wie Familie, Ordnung, Idylle, Schicksal sowie Verzicht. Dabei sollte die literarische Welt den heilen Gegensatz zur Realität darstellen.

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Die literarischen Gattungen in der Biedermeierzeit
Die Dramen, die zwischen 1815 und 1848 entstanden, waren oftmals für die Volksbühne gedacht. Zudem schrieb man klassizistische Stücke und Lustspiele. In der Lyrik tendierte man im Biedermeier zu Gedichtzyklen, Volksliedern und Balladen.
In der Epik präsentierte sich das Biedermeier vor allem in den Formen Novelle, Märchen, Erzählungen und Idylle. Meistens waren die Werke von kleineren Umfang, es gab aber auch umfassende Entwicklungsromane.
Autoren und Werke der Biedermeierzeit
Autoren wie Eduard Mörike, Franz Grillparzer, Heinrich Clauren, Jeremias Gotthelf und Adalbert Stifter schrieben Werke, die repräsentativ für die Biedermeierzeit sind.
Die Autorin Annette v. Droste-Hülshoff leistete mit ihrer Novelle Die Judenbuche und mit der Ballade Der Knabe im Moor einen wichtigen Beitrag zur Literaturepoche Biedermeier.
Fit für die Deutsch-Klausur: Mehr Wissen über die Literaturepochen findest du auf schultrainer.de:
- Literatur im Mittelalter: Minnesang und Ritter
- Die Aufklärung: Im Zentrum der Vernunft
- Sturm und Drang: Mit Herz und Leidenschaft
- Romantik Epochenwissen: Phasen, Themen, Vertreter
- Restauration: Junges Deutschland, Vormärz und Frührealismus
- Literatur des Realismus: Wirklichkeit und Rückzug
- Naturalismus und Gegenströmungen: Literatur um 1900
- Neue Sachlichkeit: Literatur der Weimarer Republik
- Literatur nach 1945: Zwischen Trümmern und Hoffnung
- Literatur der DDR: Hinter der Mauer
- Postmoderne und Gegenwartsliteratur: Literatur nach 1989